Je multikultureller sowie multiethnischer die Gesellschaft wird, desto größere Bedeutung gewinnt die multilinguale Sprachkompetenz, also die Fähigkeit, über mehr als zwei Sprachen zu verfügen. Die vorliegende Arbeit versucht, den grundlegenden Mechanismus der multilingualen Sprachkompetenz zu beschreiben. Dafür wurde eine neurolinguistische Studie durchgeführt, in der die Versuchspersonen zum ersten Mal Deutsch als eine Drittsprache gelernt haben und deren Hirnreaktion mit Hilfe eines EEG gemessen wurden. Im EKP-Experiment wurden den Probanden Wörter vorgelegt, die zur Muttersprache (Koreanisch,,L1‘), zur Zweitsprache (Englisch,,L2‘) oder zur Drittsprache (Deutsch,,L3‘) gehören und deren Bedeutung gleich ist. Zwischen der Vorund der Nach-Lernphase wurden die Hirnreaktionen auf die L1, L2 sowie L3 jeweils verglichen, womit man einen multilingualen Lerneffekt analysieren kann. Das Resultat des Experimentes zeigt, dass sich die Reaktionen auf L3 nach dem Lernen verändert haben, was darauf hinweist, dass man einen Lerneffekt der neuen drittsprachlichen Wörter feststellen kann, obgleich die Versuchspersonen erst seit einigen Wochen Deutsch gelernt haben. Auch hinsichtlich der muttersprachlichen Wörter wurde eine Veränderung nach dem Lernen bewiesen. Dies besagt, dass das Lernen der L3 die lexikalische Verarbeitung der L1 positiv beeinflusst. Darüber hinaus wurde ein solcher drittsprachlicher Lerneffekt auch in Bezug auf die L2 beobachtet. Die neuronale Reaktion auf die L2 hat sich nach dem Lernen der L3 verändert, was zeigt, dass das Wortlernen der L3 Einfluss auf den lexikalischen Prozess der L2 nimmt. Mit den experimentalen Ergebnissen trägt diese Arbeit dazu bei, eine theoretische Grundlage für das Modell multilingualen Lernens zu schaffen. Man kann erwarten, dass im Rahmen des multilingualen Spracherwerbes eine effizientere Lehr- und Lernmethodik entwickelt werden kann, zu der zukünftige Studien mit verschiedenen anspruchsvollen Ergebnissen beitragen würden.